Oktober 2021
Bitter bitte!
Süß ist nicht immer lustig, darauf habe ich mehrfach in meinen früheren Blogbeiträgen hingewiesen.
Der Deutsche konsumiert im Schnitt 35kg Zucker jährlich!
Nur wenige wissen über die große Bedeutung der für unsere Verdauung so wichtigen Bitterstoffe. Oftmals fehlen in Fertigprodukten Bitterstoffe gänzlich. Hier wird oftmals die Komposition des Geschmacks und gerade der bittere Anteil über nutzlose Aromen erzeugt.
Ein bitterer Geschmack hat sich in der Natur der Pflanzen oft nur entwickelt, um Fressfeinde abzuhalten. Die meisten Tiere meiden einen bitteren Geschmack.
Fast alle Kinder verabscheuen bittere Lebensmittel instinktiv. Die Natur hat das so eingerichtet, um evtl. giftiges sofort zu meiden oder auszuspucken. Das trifft auch für viele Tiere zu!
Durch den übermäßigen Zuckerkonsum gerade bei Kindern , wird die Akzeptanz auf Bitteres abtrainiert. Das ist sehr problematisch!
Der bittere Geschmack reduziert den Appetit deutlich. Das kann dauerhaft zur Vermeidung einer Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) hilfreich sein.
Die für den Heißhunger ursächliche Insulinauschüttung steuert unser Essverhalten, im schlimmsten Fall in Richtung eines metabolischen Syndroms (Prädiabetes).
Insulin ist übrigens das stärkste, anabole Hormon und lässt das Gewicht bei pathologischen Konzentrationen im Blut durch falsches Essen rasant hochschnellen. Das ist der Grund, warum Diabetiker mit ihrer gestörten Insulinverwertung oft massiv unter Gewichtsproblemen leiden und kaum abnehmen können. Die Insulinverwertung ist derart gestört, dass durch die langsam entstehende Insulinresistenz der Bauchspeicheldrüse, dem Körper immer ein Insulinmangel vorgegaukelt wird und man durch übermäßiges Essen den angeblichen Bedarf ausgleichen möchte. Der Zuckerspiegel steigt dadurch im Blut dauerhaft und schädigt zuerst die kleinsten Gefäße. Der Teufelskreis beginnt!
Bitter! Wenn es zu süß wird...
Frauen sind in ihrem Geschmacksempfinden sensibler als Männer. Grundsätzlich sind aber Menschen mit einem ausgeprägteren Bitterempfinden bis zu 20 Prozent dünner als die unsensiblen. Das Geschmacksempfinden kann trainiert werden und somit ist das Verlangen nach süß oder bitter nicht unbedingt abhängig von den Geschmacksrezeptoren. Gerade im Kleinkindalter kann durch zu viel Zucker ein pathologischer Zuckerbedarf antrainiert werden.
Mehr dazu finden Sie in meinem Post "Oh Du Fröhliche" vom 7.12.19.
Bitte nur natürlich!
Wichtig ist die regelmäßige tägliche Aufnahme von natürlichen Bitterstoffen.
Bitterstoffe sind gesund und sollten regelmäßiger Bestandteil der Ernährung sein. Ihre Herkunft sollte aus natürlichen Lebensmitteln stammen. In Fertigprodukten wird ein bitterer Geschmack meistens über Zusatzstoffe erzeugt. Wo nichts enthalten ist, da ist auch keine Wirkung!.
Natürliche Bitterstoffe sind zunehmend auch in frischen Lebensmitteln weniger enthalten. Vor Jahrzehnten war das noch anders. Man hat sich in der Produktion dem Verbraucherverhalten sehr angepasst. Bittere Lebensmittel verkaufen sich anscheinend nicht so gut...
Natürliche Bitterstoffe :
- Gewürze: Thymian, Gewürznelken, Senfkörner, Estragon oder Zimt, Koriander
- grüne Gemüsesorten : Brennessel, Rucola,Mangold, Brokkuli, Wirsing, Spinat
- Salate: Eisbergsalat, Artischocken, Rucola, Endiviensalat und Chicorée
- Kohl: Weißkohl, Grünkohl, Lauch, Bärlauch, Rosenkohl, Schnittlauch
- Kräuter: Kümmel, Fenchel, Löwenzahn, Brennnessel, Majoran
- Kresse, Linsen, Artischocken, Ingwer, Oliven, Frühlingszwiebeln, Bärlauch und Auberginen
Bausteine der Bitterstoffe?
Natürliche Bitterstoffe kommen in den unterschiedlichsten Pflanzen vor. In Artischocken ist der Bitterstoff Cynarin, während in Rüböl Glucosinolate enthalten sind. Eisbergsalat schmeckt durch Lactucin bitter.
Was machen Bitterstoffe?
Allen ist eines gemein, sie regen die Verdauung an. Die Gallen und Bauchspeicheldrüsensaft - Produktion und deren Abgabe in den Darm werden erhöht. Fettsäuren können besser verstoffwechselt werden und Fäulnisprozesse im Darm (Vergärung) werden deutlich reduziert. Die Magen und Darmtätigkeit werden beschleunigt. Die Verweildauer der Nahrung im Darm wird reduziert.
Bitterstoffmangel:
Bitterstoffe reduzieren die Gefahr der Übersäuerung. Eine basische Stoffwechsellage wird unterstützt. Vitamine und Eiweißbausteine werden besser aufgenommen und schneller in den Stoffwechsel eingebaut.
Übersäuerung:
Eine chronische Azidose (Übersäuerung) ist sehr ungesund und kann das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöhen. Deswegen ist die Reduktion von Zuckern und tierischen Fettsäuren bei der Ernährung so wichtig. Aber auch Rheuma, Gicht und Allergien werden vom Säureüberschuss begünstigt.
Lesen Sie hierzu auch meinen Blogbeitrag "Aus dem Lot".
Aussicht:
Schon allein der Gedanke an gewisse Nahrungsmittel ist mit Emotionen gekoppelt. Sprichwörtlich läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Oder es bleibt einem buchstäblich die Spucke weg! Mit den Bitterstoffen haben wir ein gutes Instrument unser Essverhalten deutlich zu beeinflussen sowohl vor, wie nach dem Essen.
Wer zunehmend Zucker meidet, kann das Verlangen nach Süßem deutlich abtrainieren..
Gerade jetzt in den zunehmend dunklen Tagen und für Weihnachten vielleicht ein guter Vorsatz !?
Ihr Dr. Georg H. Kaupe