Mai 2020

Balance - fundamental in der Orthopädie

Als häufigste Diagnose finden sich in der orthopädischen Praxis Rückenbeschwerden mit teilweise erheblichen Schmerzsymptomen. Es kommt dabei vor, dass CT und MRT keine Veränderungen zeigen, die diesen Befund und das Ausmaß der Beschwerden erklären könnten. Das bedeutet, dass der Auslöser für die Rückenschmerzen oftmals nicht im Knochengerüst selbst liegt! Andererseits finden sich auch  bei manchen Patienten Bandscheibenvorfälle ohne Beschwerden .

Ursächlich sind manchmal Dysbalancen oder biomechanische Einschränkungen, die erst im weiteren Verlauf strukturelle Veränderungen hervorrufen. In solchen Fällen können weder Röntgenaufnahme, CT noch MRT dabei helfen, die richtige Diagnose zu stellen.

Wesentlich ist dagegen eine ausführliche Anamnese (Vorgeschichte) und gründliche Untersuchung, die dem erfahrenen Arzt und Therapeuten viele Hinweise für die Diagnose liefern. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist in der orthopädischen Praxis viel Erfahrung notwendig.
In meiner speziellen Kindersprechstunde versuche ich deshalb immer auch, meinen jungen Patienten Freude an gesunder Bewegung zu vermitteln, um die Entstehung oder Entwicklung mancher Beschwerden schon frühzeitig zu verhindern.

Es muss nicht immer Röntgen sein!

  • Strahlungsfrei und völlig unkompliziert kommt in meiner Praxis ein 3D-Diagnoseverfahren zum Einsatz.
  • Nur über Licht und völlig frei von sonstiger ionisierender Strahlung wird eine hochpräzise Vermessung und Dokumentation von muskulärer Oberflächen-Verteilung und Körperhaltung durchgeführt.
  • Damit lassen sich innerhalb kürzester Zeit unter der Haut liegende Veränderungen oder Fehlstellungen der Wirbelsäule analysieren und vermessen. Behandlungsverläufe und auch die Auswirkungen der physiotherapeutischen Mitbehandlung lassen sich so bestens kontrollieren und in ihrer Wirksamkeit maximieren.

Wie erkennen Sie eine Dysbalance?

Stellen Sie sich einmal pro Woche in Ruhe  bewußt vor  einen großen Spiegel. Sie werden staunen, was Ihnen plötzlich so alles auffällt.

 

  • Stehen Sie mit hängenden Armen gerade ?
  • Ist die Schrittlänge rechts und links identisch?
  • Kommen Sie mit dem rechten Arm genauso hoch wie links?
  • Ist der Umfang der Muskulatur an Armen und Beinen seitengleich?
  • Erkennen Sie evtl. einen Schiefstand von Schulter oder Beckenkamm?
  • Können Sie auf einem Bein genauso gut stehen, wie auf dem anderen?
  • Können Sie Ihren Kopf schmerzfrei genauso weit nach rechts und links drehen ?
  • Zeigt der Schuhabdruck im Schnee oder bei Nässe ein ähnliches Trittsiegel beiderseits?
  • Können Sie Ihren Oberkörper schmerzfrei genauso weit nach links wie nach rechts drehen?
  • Wie weit kommen Sie mit beiden Händen  mit gestrecktem Knie beim Vorbeugen zum Boden?
  • Berührt die Rückseite beider Kniegelenke im Liegen den Untergrund ohne die Beine durchzudrücken ?

 

Was kann man tun?

Die meisten Dysbalancen aber auch Rückenschmerzen entstehen durch – oft unbemerkte - einseitige Belastung, wozu z.B. auch langes Sitzen gehört. Ausgleich ist hier das A und O. Jeder Mensch benötigt seine tägliche Dosis Bewegung. Bringen sie Abwechslung in Ihren persönlichen Bewegungsplan, um Langeweile zu vermeiden und dem Körper stets neue Anreize zu bieten! (Hierzu lesen Sie mehr in meinem Blogbeitrag: „Wechselstrom“.) 

 

  • Kontrollieren Sie Ihr Gewicht.
  • Setzen Sie sich gut erreichbare Ziele.
  • Optimieren und reduzieren Sie das Sitzen.
  • Achten Sie immer auf Ihr Schuhwerk mit optimaler Fußbettung.
  • Trinken Sie genug, reduzieren Sie tierische Fettsäuren und Zucker.
  • Achten Sie auf ausreichenden Schlaf und überprüfen Sie Ihre Matratze.
  • Versuchen Sie täglich 10.000 Schritte bewusst zu gehen. (s.Blogbeitrag Walkingmanagement)

 

 

Leben bedeutet ständige Veränderung

Die Lebensumstände ändern sich in einem so rasanten Tempo, dass wir unserem Bewegungsapparat oft nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken.
Wir sind nicht geboren, um stundenlang am PC oder im Auto zu sitzen! Der Mensch ist eigentlich immer noch ein Jäger und Sammler und dafür ausgelegt, 8 bis 10 Kilometer täglich umherzustreifen. Der Mitteleuropäer geht durchschnittlich am Tag noch nicht mal ein Drittel davon.
Kompensieren wir diesen Bewegungsmangel nicht durch Sport und Gymnastik, geraten wir in ein Defizit mit weitreichenden Folgen für den gesamten Bewegungsapparat.
Um so wichtiger ist es, das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße in einem optimalen Bereich zu halten, damit anatomische Dysbalancen gar nicht erst entstehen können. (Lesen sie hierzu noch mehr in meinem Blogbeitrag: „Aus dem Lot“.)

 

Dr. med. Georg H. Kaupe

Facharzt für Orthopädie

Sportmedizin

Bonn

"Gelenktausch"- Segen der Orthopädie

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist kontinuierlich gestiegen. Verantwortlich hierfür sind die allgemein verbesserten Lebensumstände und Fortschritte in der Medizin.
Laut aktueller Generationensterbetafel werden heute geborene Jungen durchschnittlich 86,4 und Mädchen sogar 90,7 Jahre alt.

Leider scheint der menschliche Bewegungsapparat je nach Belastung und Veranlagung schneller als der übrige Körper zu altern. Die Hauptursache für einen Gelenkverschleiß ist die Arthrose. Siehe auch Artikel „Schlaglöcher“.


Bedeutete noch vor wenigen Jahrzehnten der völlige Verschleiß eines großen Gelenkes (Schulter, Knie, Hüfte) die zunehmende  Funktionseinschränkung der gesamten Extremität, ist das heute längst nicht mehr der Fall.  In Deutschland werden jährlich über 400.000 Kunstgelenkimplantationen durchgeführt. Davon entfallen allein 200.000 auf das Hüft- und 165.000 auf das Kniegelenk. Es folgen im großen Abstand das Schultergelenk mit 25.000 und das Sprunggelenk mit 1500 Implantationen. Über kaum ein anderes Operationsverfahren gibt es so viele Informationen und Erfahrungsberichte.


Auf Facebook empfehle ich dazu die inzwischen umfangreiche Gruppe: „TEPFIT“ – Fit mit künstlichen Gelenken“.

Die endoprothetische Versorgung von Patienten mit Hüft- und Kniegelenken gehört zu den erfolgreichsten Operationsmethoden.
Nach einer Rehabilitationsphase bei komplikationslosem Verlauf ist in der Regel schon nach 3 Monaten die ehemalige Beweglichkeit nahezu wiederhergestellt. Ziel ist es den Allgemeinzustand durch die neu gewonnene Schmerzfreiheit insgesamt so zu verbessern, daß auch Rückenschmerzen oder sonstige Beschwerden am Bewegungsapparat reduziert werden.
Für Knie-und Hüftgelenke sind das Material und die Operationsmethoden darüber hinaus
so weit perfektioniert worden, dass die Prothesen nun bis zu zwanzig Jahre im Körper verbleiben können.

Der Zeitpunkt der Operation sollte somit nicht zu früh gewählt werden.

Wenn Beweglichkeit und Lebensqualität stark beeinträchtigt und die Bandbreite der konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ist die Indikation für eine OP gegeben.

Der Erfolg jeder Operation hängt sehr vor der Erfahrung des Operateurs ab. Um die Qualität der endoprothetischen Versorgung zu erhalten und zu verbessern, ist ein hohes Maß an Spezialisierung und Erfahrung erforderlich. Deutschland ist das erste Land, dass ein Zertifizierungssystem für Endoprothetik-Zentren entwickelt hat: EndoCert.

Die bei EndoCert aufgeführten Krankenhäuser haben die von EndoCert geforderten Standards in einem aufwendigen Zertifizierungs-Verfahren erfüllt. Jede/r Patient/in kann sich im Internet auf der Seite von EndoCert darüber hinaus informieren und geeignete Abteilungen in nähren Umkreis finden.


Dr. med. Georg H. Kaupe

Facharzt für Orthopädie

Bonn