Rheuma und Gicht - oft Gesellen falscher Ernährung!
Es geht um die Gicht, eine komplexe Stoffwechselstörung, die vorwiegend akut und sehr schmerzhaft zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auftritt. Es handelt sich entweder um eine angeborene oder erworbene Veranlagung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut.
Nicht selten ist das erste Symptom eine akute Entzündung des Großzehengrundgelenkes mit deutlicher Rötung und Schwellung. Es bilden sich kleinste Harnsäure-Kristalle, die sich vorwiegend in den Gelenken ablagern.
Unbehandelt und bei chronischen Verläufen können mehrere Gelenke und Organe, vorwiegend die Nieren, geschädigt werden.
Auslöser einer Gicht ist ein zu hoher Harnsäurespiegel im Blut. Die Diagnose ist schon meistens einfach durch Untersuchung und Anamnese zu stellen. Die Blutuntersuchung bestätigt dann nur noch den klinischen Befund.
Die Harnsäure entsteht durch den Abbau von Purinen. Purine befinden sich vermehrt im Fleisch und in Innereien. Aber auch Alkohol, Fruchtzucker, Meeresfrüchte und manche Gemüsesorten können beim Abbau Purine entstehen lassen. Oftmals trinken betroffene Patienten viel zu wenig Wasser!
Grundsätzlich werden 2 Arten von Gicht unterschieden:
Primäre Gicht:
Diese ist angeboren und betrifft häufig auch Jugendliche.
Sekundäre Gicht:
Hier sind andere Erkrankungen ursächlich für den gestörten Stoffwechsel: Diabetes, Adipositas aber auch Tumore.
Die Strahlen- und Chemotherapie können weitere Purine durch den Zell-Tod freisetzen.
Wohlstandserkrankung:
Bei einem ungünstigen Lebensstil treten Gichtanfälle vermehrt auf.
Die Gicht ist oft mit Übergewicht, hohem Fruchtzucker-, Alkohol-, Bier-, und Fleischkonsum verbunden.
Akuter Gichtanfall:
Im akuten Gichtanfall werden spezielle entzündungshemmende Medikamente vom Arzt verordnet. Ruhigstellung und Kühlung der betroffenen Gelenke sind hilfreich. Eigentherapie kann gefährlich sein! So könnte z.Bsp. Aspirin den Harnsäure-Spiegel zusätzlich erhöhen!
Langfristig versucht man, die Harnsäureproduktion zu hemmen und die Harnsäureausscheidung zu erhöhen.
Der Betroffene soll Lebensstil und Ernährung anpassen. Er muss eine purinarme Ernährung einhalten.
Was kann passieren ?
Eine dauerhafte Harnsäureerhöhung steigert das Risiko auch für Herz-Kreislauferkrankungen.
Nieren-Gicht:
Gefährlich! Oftmals haben sich bereits schon vor dem ersten Gichtanfall in den Nieren Ablagerungen gebildet, die durch weitere Verklumpung Nierensteine und Harnabflußstörungen verursachen können. Unbehandelt sind die Nieren und das Herz-Kreislauf-System sehr gefährdet.
Gelenk-Gicht:
Bei chronischen Verläufen lagern sich immer mehr Kristalle in den betroffenen Gelenken ab. Unbehandelt deformieren sich die Gelenke und können massiv geschädigt werden.
Weichteil-Gicht:
Weiteres Ablagern auch in anderen Geweben ist meistens erkennbar durch weiße Flecken (Gicht-Tophi) an der Ohrmuschel.
Was ist zu tun?
Der Betroffene sollte Lebensstil und Ernährung deutlich anpassen.
Trinken Sie 2,5 Liter Wasser täglich und bewegen Sie sich viel! Der Body-Mass-Index (Körpergewicht in kg/Körpergrösse² in m) sollte nicht über 25 liegen.
Evtl. sind sogar lebenslange Medikamente notwendig.
Lassen Sie Ihr Blut regelmäßig kontrollieren!
Aussicht:
Bei einem gründlichen Check-Up mit sogfältiger Anamnese, großem Labor und Ultraschall von den Bauchorganen und den Gelenken sollte das Risiko einer Gicht schnell erkannt werden. Gute Lebensführung und genügend Bewegung reduzieren das Risiko, an einer Gicht zu erkranken.
Denken Sie bei Ihrer Ernährung auch an eine mögliche „Kristall- Produktion“.
Bleiben Sie gesund!
Sie möchten mehr zur komplexen Balance des menschlichen Bewegungsapparats erfahren? Lesen Sie doch auch meinen Artikel "Drahtseilakt" über Sport und seinen Einfluss auf die Sehnen und Bänder.
Ihr Dr. med. Georg H. Kaupe
Facharzt für Orthopädie
Bonn