"Kraftwerk der Gesundheit" - So wichtig ist unsere Verdauung

Dem Darm, unserem größten inneren Organ - mit bis zu 400 Quadratmetern Fläche -  schenken wir oft erst im Alter die für unsere Gesundheit so wichtige Aufmerksamkeit. Das hat einen wesentlichen Grund.

Darm und Verdauung sind immer noch Themen, die mit vielen Tabus behaftet sind. Dabei kommen unserem Stoffwechsel und der Verdauung die gleiche gesundheitliche Bedeutung wie der Ernährung zu.
Paracelsus verkündete bereits im Mittelalter: „Der Tod sitzt im Darm“. Heute weiß man, dass sich auf einer Gesamtlänge von bis zu 8 Metern Verdauungstrakt enorm wichtige Strukturen befinden, die unmittelbar mit unserem Immunsystem verknüpft sind.

Der Dünndarm besitzt durchschnittlich eine Länge von 5 Metern, der Dickdarm ist ca. 2 Meter lang. Der Dünndarm ist mit unzähligen Darmzotten ausgekleidet und bildet somit durchschnittlich eine Oberfläche von 100 Quadratmetern! In diesem Abschnitt kommt es zur Resorption von Wasser, Nährstoffen und Vitaminen, die dann ins Blut gelangen müssen. Der Dickdarm hat einen wesentlich größeren Durchmesser. Hier wird dem Nahrungsbrei weiter Wasser entzogen und der Stuhl regelrecht eingedickt!

Der gesamte Darmtrakt ist ein gewaltiges Microbiom mit hunderten verschiedenen Bakterienarten und Billionen Bakterien insgesamt! Diese sind äußerst wichtig, denn sie spalten die Nahrung im Darm auf und sorgen dafür, dass deren Bestandteile ins Blut gelangen. Ein Feind der Bakterien ist Zucker: Zu viel davon tötet sie ab und gibt Pilzen, Parasiten und Fäulnisbakterien im Darm Vorschub. Bei vielen sekundären Erkrankungen – sogar bis hin zu Gelenkbeschwerden! – liegt der Ursprung im Darm. Die Zusammensetzung der Bakterien hat außerdem unmittelbaren Einfluss auf unser Immunsystem. Das (gesunde) darmassoziierte lymphatische System kann schädliche Fremdstoffe erkennen und diese letztlich über die Produktion von Antikörpern bekämpfen, ist also eine Art Gesundheitspolizei. Ein erkrankter Darm mit einer gestörten Darmflora kann das nicht in dem Maße. Arbeitet unser Darm nicht richtig, kann dies viele weitere Erkrankungen auslösen. Meist beginnt sofort allgemeines Unwohlsein. In meinem Blogbeitrag "Leerstand" zu gesunder Ernährung habe ich es so beschrieben: "Der Kamin zieht nicht!"

Alles, was wir tun, auch starke Empfindungen, können Veränderungen in uns auslösen, welche unsere Gene in der Zelle an den Chromosomen direkt beeinflussen. Der Verdauungstrakt reagiert also sowohl auf unsere Ernährung als auch auf unsere Emotionen. Die aktuelle Forschung bringt immer mehr über die große Bedeutung unseres Verdauungsorgans ans Licht. Es wird sogar von einem "zweiten Gehirn" gesprochen, da unzählige Prozesse von hier aus im Körper gesteuert werden. Der Darm selbst hingegen benötigt für seine Funktion wahrscheinlich nicht die Anwesenheit des Gehirns. Versuche haben nämlich gezeigt, dass ein Darmpräparat von Mäusen isoliert seine Peristaltik (Wellenbewegung) fortsetzen konnte.

Die gesunde Darmpassage benötigt einen hohen Anteil an natürlichen Ballaststoffen. Es werden zwei Arten von Ballaststoffen unterschieden: lösliche und unlösliche. Die unlöslichen Ballaststoffe sind vermehrt in Getreide und Hülsenfrüchten vorhanden, die löslichen in Obst und Gemüse als Fasern. Eine Ernährung mit hohem Ballaststoffanteil reduziert Heißhungerattacken und hilft den Blutzuckerspiegel zu senken. Auch Fette werden bei einer ballaststoffreichen Ernährung besser gebunden und schneller ausgeschieden. So wird auch der Cholesterinspiegel im Blut positiv beeinflusst.
Tierische Nahrungsmittel weisen übrigens keine Ballaststoffe auf!

Was kann man tun?

Um Ihre Darmflora gesund und arbeitsfähig zu halten, ist es wichtig, den Zuckerkonsum in Maßen zu halten. Das ist nicht ganz leicht, denn Zucker versteckt sich überall in unserer Ernährung.

Auch zu viel Fruchtzucker ist schädlich und kann wie Alkohol die Leber schneller verfetten lassen!

Trinken Sie viel Wasser. Zwei bis drei Liter täglich!

Reduzieren Sie Ihren Verzehr von Fleisch und tierischen Fettsäuren, die übrigens auch in Milchprodukten enthalten sind.

Reduzieren Sie den Genuss von Alkohol. Frauen vertragen Alkohol deutlich schlechter als Männer.

Erhöhen sie den Anteil von Gemüse und Vollkornprodukten in Ihrem täglichen Speiseplan. Darin sind viele Ballaststoffe enthalten. Fermentiertes Gemüse, Kimchi und Sauerkraut haben durch den hohen Gehalt an Milchsäurebakterien einen positiven Einfluss auf die Darmflora.

Sie können Ihre Verdauung schon wesentlich mit zwei Esslöffeln Flohsamenschalen täglich positiv verändern.

Zwei Walnüsse abends bringen den Darm zusätzlich auf Trab.

Ganz einfach...eigentlich,...wenn man weiß wie!

Ihr Dr. Georg Kaupe

Bonn

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